Selbstständige sehen sich nach Selbsteinschätzung im Beruf seltener gesundheitlichen Risiken ausgesetzt als Angestellte. Das ergab eine aktuelle Umfrage im Auftrag eines großen Versicherers. Durch diese falsche Sicherheit werden im Zweifel unternehmerische Risiken vernachlässigt – auf Kosten der Firma und der Familie.
Eine aktuelle „Berufe-Studie“ des privaten Meinungsforschers YouGov im Auftrag der HDI zeigt überraschende Ergebnisse. Selbstständige haben demnach weniger Sorge aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Beruf auszuscheiden als Angestellte. Mit 30 Prozent schätzen sie im Mittel die Wahrscheinlichkeit einer berufsbedingten Erkrankung geringer ein als Angestellte (37 Prozent). Lediglich 17 Prozent der Befragten sehen demnach ein sehr hohes Risiko, aufgrund ihres Berufes krank zu werden.
Das Ergebnis lässt aufhorchen: Es ist ein Indiz, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer die gesundheitlichen Risiken ihres Berufes unterschätzen. Zur Erinnerung: Laut Schätzungen der Versicherungsbranche muss beinahe jeder vierte Erwerbstätige seinen Beruf vor Erreichen des Rentenalters aufgeben, im Schnitt mit 47 Jahren. Da hat man in der Regel noch lange nicht ausgesorgt.
Gerade Selbstständige sind aber durchaus von Risiken bedroht, die ein vorzeitiges Aus im Beruf begünstigen können. Hoher Leistungsdruck, viele Überstunden und ein Verwischen der Grenzen zwischen Beruf und Freizeit gehören schon aufgrund der hohen Verantwortung für viele zum Alltag. Gut die Hälfte (51 Prozent) der Unternehmer arbeitet gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche, so ergab eine Stichprobe des Statistischen Bundesamtes. Oft auch am Wochenende.
Psychische Erkrankungen häufigste Ursache für BU
Hier sei darauf verwiesen, dass mittlerweile mehr als 37 Prozent der neuen Leistungsfälle einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung auf die Ursachen psychische Erkrankungen und Nervenkrankheiten zurückzuführen sind: Krankheiten, die durch Stress und Druck begünstigt werden. Das zeigen Daten des Versicherer-Dachverbandes GDV. Aber auch Krebs, Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Muskeln oder der Gelenke sind häufige Ursachen für Berufsunfähigkeit. Gerade Handwerker sind von körperlichen Beeinträchtigungen stark bedroht, wenn sie schwer tragen oder oft in gebückter und kniender Haltung arbeiten.
Hier gilt es vorzusorgen. Denn im Zweifel werden Firma und Familie gleichermaßen finanziell in Mitleidenschaft gezogen, wenn sich ein Unternehmer nicht für den Ernstfall wappnet: und sei es auch nur präventiv. Wer sich nicht freiwillig über die gesetzlichen Krankenversicherung einen Krankengeld-Anspruch erworben hat, um längere Krankheitszeiten zu überbrücken, sollte das Risiko einer längeren Auszeit mit einer privaten Krankentagegeldversicherung absichern. Gewerbliche Risiken lassen sich zum Beispiel mit einer Praxisausfall- und Betriebsunterbrechungs-Versicherung auffangen. Mittlerweile gibt es auch für kleine Firmen vielfältige und preisgünstige Kombi-Produkte für Gewerbeversicherungen.
Darüber hinaus empfiehlt sich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung. Auf einen Baustein lohnt es hier besonders zu achten: die Klausel zur Umorganisation. Sie sieht vor, dass die vereinbarte Rente nicht gezahlt wird, wenn der Betrieb so umorganisiert werden kann, dass trotz der Erkrankung für den Versicherten weiterhin die Möglichkeit einer Tätigkeit im Unternehmen bleibt. Hier sollte die Leistung so gestaltet sein, dass das Einkommen um nicht mehr als 20 Prozent sinken darf.