Zum Ende des ersten Quartals 2024 bezogen 719.330 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung im Alter – so viele wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Ruheständler, die auf das Sozialamt angewiesen sind, um 35.000. Dies berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der BSW-Gruppe im Bundestag.

Ursachen für den Anstieg

Die Deutsche Rentenversicherung führt diesen deutlichen Zuwachs unter anderem auf eine Gesetzesreform zurück, die Rentnern mit niedrigen Bezügen zugutekommt. Seit 2021 erhalten Personen mit Anspruch auf die Grundrente einen Freibetrag in der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Dieser beträgt bis zu 223 Euro (Stand 2024) pro Monat und wird nicht vollständig auf die Grundsicherung angerechnet.

Durch diese Freibetragsregelung können Personen, die zuvor knapp über der Grundsicherungsgrenze lagen, nun Anspruch auf Grundsicherung erlangen. Somit profitieren auch Menschen von der Grundrente, die zuvor ein zu hohes Einkommen hatten, um entsprechende Sozialleistungen zu beziehen.

Weitere Faktoren

Ein weiterer Grund für den Anstieg ist laut dem Statistischen Bundesamt die wachsende Zahl von Leistungsberechtigten aus der Ukraine. Seit dem 1. Juni 2022 haben Geflüchtete aus der Ukraine unter den üblichen Voraussetzungen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XII. Zum Jahresende 2022 zählte die Behörde über 73.000 neue Leistungsberechtigte, darunter viele Seniorinnen und Senioren.

Politische Reaktionen

Die steigende Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter ruft Kritik hervor. Sahra Wagenknecht von der BSW-Gruppe bezeichnet das Allzeithoch bei der Altersarmut als „Armutszeugnis für die Ampel“ und kritisiert, dass das deutsche Rentensystem viele alte Menschen zu entwürdigender Armut verdamme.